Der Evangelist als Erzähler von Geschichten aus ferner Zeit
Schütz war zweimal für einen längeren Zeitraum in Norditalien, zuerst als Schüler von Giovanni Gabrieli und später auf Reisen um neue Sänger, Musiker, Instrumente und Musikalien für den Dresdener Hof anzuschaffen. Der Protestant Schütz war stark beeinflußt durch die Oratorien-Aufführungen im Italien der Gegenreformation und bekam zahlreiche Impulse für eigene Werke.
Bekannte Komponisten waren in erster Linie Sänger oder Instrumentalvirtuosen. Emilio de Cavallieri fordert 1600 im Vorwort zu seiner „Rappresentatione di Anima et di Corpo“ als erster eine Continuo-Besetzung aus Instrumenten, die Akkorde halten können (Orgel und Lirone) und solchen die Impulse geben (Laute, Chittarrone, Cembalo). Giulio Caccini , Le Nuove Musice 1601, war ein berühmter Tenor und begleitete sich selbst auf der Laute und dem Lirone. Luzzano Luzzasci arbeitete als Komponist und Lehrer, der das berühmte „Concerto delle donne“ vom Cembalo (mit 19 oder 31 Tasten pro Oktave) aus coachte und mit den drei Damen, die sich bei ihren Darbietungen auf Harfe, Laute und Gambe selbst begleiteten, in reiner Intonation die Stücke einstudierte. Claudio Monteverdi war am Hof von Mantua als Virtuose auf der Viola Bastarda angestellt, lange bevor er als Komponist in Erscheinung trat.
Aus dem Italien der Renaissance stammt die Idee des sich selbst begleitenden Rezitators und Sängers nach antikem Vorbild. Die bevorzugten Instrunments waren die Lira da braccio und die Lira da Gamba (Lirone). Schütz greift das Klangbild dieser Instrumente für die Begleitung des Evangelisten in der Auferstehungshistorie auf und baut es durch einen Instrumentalsatz nach, den er in Ermangelung des richtigen Instruments auch in Sachen vorfinden konnte.
Die 'Historia von der fröhlichen und siegreichen Auferstehung' entstand 1623 für die Osterfeierlichkeiten in Dresden. Ursprünglich als Andachtsmusik für die fürstliche Kammer komponiert und oft an mehren Tagen hintereinander zur Erbauung aufgeführt (so wie wir heute ein CD mehrmals hintereinander hören, bis wir jeden Ton kennen) wirkt das Werk besonders im intimen Rahmen sehr anrührend.
Im Mittelpunkt steht der Bericht des Evangelisten, begleitet von liegenden Streicherakkorden. Die anderen Partien kann ein kleines Vokalensemble mit 12 Sängern übernehmen (4 Soprane, 2 Alte, 4 Tenöre, 2 Bässe), begleitet von einem Chitarrone und/oder einer Orgel.
Der folgende Artikel zur Aufführung der Auferstehungshistorie entstand aus einem Vortrag und erschien zuerst 2002 in „Beiträgen zur musikalischen Quellenforschung, Band 5“, des Heinrich-Schütz-Hauses Bad Köstritz und wurde dann in den Mitteilungen Nr.49 der Viola da Gamba Gesellschaft nachgedruckt.
Er kann hier als .pdf heruntergeladen werden: