Um 1500 finden wir viele Abbildungen von Harfen mit 'gotischem' Umriss, meist auf Gemälden niederländischer Maler wie Hans Memling, Hieronymus Bosch oder Israel van Meckenem. Gemeinsam sind ihnen die lange Mensur, die dünnen Saiten und die Schnarrhaken, welche diesen Instrumenten eine große Kraft und einen ganz charakteristischen Klang geben.
Gotischen Harfen scheinen für 200 Jahre einen Standard gesetzt zu haben. Auf der Wartburg wird ein Instrument gleichen Typs aus der Mitte des 15. Jahrhundert aufbewahrt. Sehr ähnlich ist eine spätere Harfe aus dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Über die Schnarrhaken gibt es einen sehr interessanten Beitrag von Michael Praetorius in seinem Artikel über das flämische Muselar. Er beschreibt kleine Messingplättchen, die gegen die Saiten geschoben werden, um dem Instrument eine 'harfenierende Resonanz' zu verleihen. Im Jahre 1619 war es für ihn vollkommen normal, dass eine Harfe so klang! Heute reagiert das Publikum äußerst irritiert - die Erwartung an einen Harfenklang hat sich grundsätzlich gewandelt. Was die Schnarrhaken mit dem Klang machen, kann man schön auf einer französischen Seite sehen.
Dieses war meine erste historische Harfe und ich liebe sie immer noch. Meine Freundinnen und Lehrerinnen Judy Kadar und Cheryl Ann Fulton haben mich mit Rainer Thurau und seiner Arbeit bekannt gemacht. Ich denke dieses ist bei weitem sein ausgereiftestes Model , weil er wirklich viele Experimente gemacht hat, wie dünn er arbeiten kann, um die ideale Balance zwischen Resonanz und Stabilität zu finden. Ich habe die Harfe in den oberen Oktaven mit b und h besaitet. Die Schnarrhaken lasse ich immer an den Saiten. Der Klang ist sehr fein und ausgeglichen. Meine Lieblingsmusik sind die Stücke aus dem Codex Faenza von etwa 1440 aber auch noch die spätere italienische Musik aus Fabrito Carosos Tanzbuch 'Nobilià di Dame' von 1600 klingt sehr gut.
